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Gedanken: Geschichte
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GEDANKEN VON RÖBI WIDMER

Ein Film? Mit mir?

Mit den siebenundsiebzig Jahren eines guten Lebens stehe ich nun am Rand. Zusammen mit meinem Krebs in der Lunge werde ich wohl bald sterben. Alle Therapiemöglichkeiten haben wir, meine Frau und ich, abgelehnt. Sie würden mein Leben, unser gemeinsames Leben, nur wenig verlängern. Und das zu einem zu hohen Preis: Des pharmazeutisch-radiologisch-chirurgisch beherrschten Überlebenskampfes. Jedenfalls, so meinen wir, dass mit den palliativen Möglichkeiten eine lebenswerte Qualität eher gewährleistet sein wird.


Ein Film über mich, zusammen mit meiner Frau? Klar, da regt sich erstmals Skepsis. Aber könnte damit nicht auch zum Ausdruck kommen, wie ich bei all meiner Lebenslust und Lebensfreude, meinen Tod akzeptieren kann? Ich kämpfe nicht gegen meinen Krebs, ich freunde mich mit dem Tod an.

Dankbar bin ich. Für die warme Liebe meiner Frau, meiner Familie. Für die Geborgenheit in unserem Dorf. Für das tägliche Brot. Für Musik, Steine und Bücher. Für das Eingebettet sein in Glauben, Hoffnung und Liebe.


                                                            

9. 1. 2022  Röbi Widmer-Demuth

Gedanken: Text
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GEDANKEN VON HEIDI DEMUTH

Warum überhaupt?

Homestories liegen mir ganz und gar nicht!

Meine einzige Motivation in diesem Film mitzumachen, liegt in meiner Überzeugung, dass Röbis Fantasie, sein Humor, seine nie versiegenden Ideen etwas Neues anzupacken, zu schaffen, sein klarer Verstand, seine Liebe zu den Menschen, zu den Tieren, zur Musik, zum Leben und zu vergangenen Kulturen, sein Durchhaltewillen, in diesem Film festgehalten wird. Seine aufgezählten Eigenschaften, Begabungen tragen viele Menschen in sich. Zum Teil bewusst, viele aber auch unbewusst.

Röbi hat es geschafft, sein reiches Innenleben sichtbar zu machen: in Gedichten, in Geschichten, in Fotographien, in Filmen, in eigens gestalteten Büchern als Geschenk an mich und unsere Kinder, in Ausstellungen wie seinem Kuriositätenkabinett und sein Rostmuseum.

Und das zählt für mich!

                                                                              

                                                                               9. Januar 2022 Heidi Demuth

Gedanken: Willkommen
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GEDANKEN DER REGISSEURIN UND KAMERAFRAU HEIDI SCHMID

Röbi und Heidi sind für mich in Wetzikon ein bekanntes, schillerndes Ehepaar: initiativ, mutig, offen, ehrlich, gewinnend in ihrer Art.
Als mein Mann dann mit der Filmidee von Röbis Begleitung bis zum Tod kam, erschien mir alles so dunkel, negativ geprägt, voyeuristisch, sensationslüstern, distanzlos.
Trotz meiner Zweifel besuchten wir Röbi und Heidi – ohne Kamera.
Die Auseinandersetzung mit dem Tod, für mich etwas recht Unbekanntes, haben sie in ihrem Leben immer wieder angetroffen und entwickelten einen so natürlichen Umgang, dass ich mir doch einen Film vorstellen kann.
Nun kamen zwei Dinge zusammen: All die tollen biografischen Geschichten der beiden und das Verhältnis zum Sterben.
Nach diesem Besuch ist darum meine Skepsis geschmolzen – ich sage ja zu diesem Projekt und stelle mich den Herausforderungen. Ich glaube, dass Röbi es versteht, anderen Menschen in ähnlichen Situationen Mut zu machen, vielleicht sogar Trost zu spenden, indem er sie teilhaben lässt an seinem Leben. Und Heidi wird ihren noch schwierigeren Weg genauso unerschrocken gehen, wie sie schon ihr Leben mit körperlicher Behinderung angegangen ist.

Gedanken: Bild
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Gedanken: Bild

GEDANKEN DES REGISSEURS

Als ich Röbi von meiner Idee eines poetisch-menschlichen Filmes über die letzte Wegstrecke seines Lebens erzählte, huschte ein Lächeln über sein Gesicht.  Nachdem wir uns verabschiedet hatten, wusste ich: das wird eine Geschichte über realisierte und nicht realisierte Träume werden, über Abschied, Loslassen und den Umgang mit der Angst, alles zu verlieren. Und nicht zuletzt über den Wunsch, eine kleine Spur auf der Welt zurück zu lassen.

Bisher habe ich meinen eigenen Tod erfolgreich verdrängt. Ich werde wohl diesen Film nur machen können, wenn ich bereit bin, einen Teil meiner inneren Struktur aufzubrechen.

Als ich mit meiner Frau zu Besuch bei Röbi und Heidi war, überraschten sie mich: keine Traurigkeit, kein Selbstmitleid, sondern eine Kraft, die ich von allen früheren Begegnungen mit den beiden in Erinnerung hatte. Ihre Ehrlichkeit, ihre Unerschrockenheit, wie sie der Zukunft ins Auge blicken, machten mir Eindruck. 


Röbi ist ein idealer Protagonist, weil er das Leben feiert, obwohl der Tod wartet.     

Zwei Fragen im Film (sie haben auch mit mir zu tun) könnten sein: „Gibt es ein Leben nach dem Tod?“ Oder eben doch anders: „Gibt es ein Leben VOR dem Tod?“ Entlang dieser beiden antagonistischen Standpunkte wird sich der Film bewegen. 

Röbi und Heidi wünschen sich, dass der Film realistisch wird: keine weichgespülten Statements zur Endlichkeit des Lebens, keine Mitleid heischenden Gesten. Damit meinten sie, dass neben Mut und Tapferkeit auch Zweifel und Traurigkeit, ja sogar Verzweiflung ihren Platz im Film haben müssen. „Auf jeden Fall“, antwortete ich. „Das sind ideale Voraussetzungen für einen berührenden Dokumentarfilm.“

Gedanken: Text
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